Tram statt Schweben

Der schwarze-rote Senat hat Ende letzten Jahres sein Verkehrskonzept für das neue Wohnungsquartier im Blankenburger Süden vorgestellt. Die Linke reagierte mit einem eigenen Verkehrskonzept für den Pankower Nordosten.

extraDrei sprach mit Wolfram Kempe, Verkehrsexperte der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung.

 

Der rot-schwarze Senat plant drei neue U-Bahntrassen nach Pankow. Eine gute Idee?

Wenn man damit schnell bestimmte Verkehrsprobleme und die Anbindung von neuen Wohnquartieren lösen will, ist das Blödsinn. So wie es der Senat derzeit handhabt, verschiebt er die Lösung bestehender Probleme in die Zukunft, wo sie dann andere lösen sollen.

Wie lange dauert der Bau einer U-Bahn?

Verkehrssenatorin Schreiner (CDU) vergleicht Äpfel mit Birnen, wenn sie auf andere Großstädte in Bezug auf die Baudauer verweist. In Berlin haben wir ein Beispiel nach 1990. Die Verlängerung der U5 um 2,2 Kilometer hat ganze 25 Jahre gedauert und 265 Millionen Euro pro Kilometer gekostet. Eine Verlängerung der U9 von der Osloer Straße zur Ossietzkystraße nach Pankow-Zentrum würde 2,7 Kilometer umfassen. Jetzt kann sich jeder selber denken, wie lange das dauert. Und damit wäre noch kein einziges neues Wohngebiet erschlossen.

Aber der Senat will doch über 25.000 Wohnungen im Blankenburger Süden, an der Elisabethaue, in Karow-Süd, in Buch und auch An der Alten Schäferei bauen?

Aus meiner Sicht braucht es mindestens 40 Jahre, um den Blankenburger Süden mit der U-Bahn zu erschließen. Hinzu kommt: Die geplanten Wohnbaugebiete sind quer über den Nordosten verteilt. Eine U-Bahn muss aber auch ökonomisch betrieben werden können. Schon auf der Achse Heinersdorf nach Buch werden nicht genug Menschen wohnen, um dies zu gewährleisten.

Was schlägt Die Linke stattdessen vor?

Das ist ganz klar: 50 Kilometer neue Tramstrecken. Das ist schneller, billiger und effektiver. Damit kann man nicht nur S- und U-Bahnen anbinden, sondern verbessert auch die Verbindungen zwischen den Pankower Ortsteilen. Planung und Bau einer Tramstrecke brauchen ungefähr zehn Jahre. Vor Corona betrug der Preis circa zehn Millionen für einen Kilometer.

Und was ist mit Straßen?

Mit Blick auf die Achse Heinersdorf nach Buch brauchen wir eine Entlastungs- oder Umgehungsstraße. Denn bisher gilt: Es macht keinen Unterschied, ob ich im Bus sitze und im Stau stehe oder in der Straßenbahn sitze und im Stau stehe. Es braucht daher eine Straße von Nordosten kommend, um diese Achse zu entlasten, damit die Tram dort auch fahren kann.

Was fällt Dir zum Vorschlag einer Magnetschwebeahn ein?

Das ist eine politische Nebelkerze, die ablenken soll von den wirklichen Problemlösungen. Derselbe Mann, der dies vorschlägt, nämlich CDU-Fraktionschef Stettner, meint auch, das man die Neubaugebiete „einstweilen“ mit Bussen erschließen könnte.

Interview: Sandra Brunner