Beschluss zur Elisabeth-Aue: behutsam bebauen, nachhaltig und ökologisch entwickeln

Pankow

Beschluss des Bezirksvorstandes vom 28. Februar 2022


Der Bezirksvorstand DIE LINKE. Pankow beschließt:

Elisabeth-Aue: behutsam bebauen, nachhaltig und ökologisch entwickeln

Die Elisabeth-Aue ist eine 70 Hektar große landeseigene und derzeit vor allem landwirtschaftlich genutzte Fläche, die als eine der größten Wohnungsbaupotentialflächen Berlins ausgewiesen ist.

Nachdem in der letzten Wahlperiode die Entwicklung ruhte, gab es Debatten darüber, was nach dem Auslaufen dieses Moratoriums passieren sollte. Dabei spielten auch die Ergebnisse eines ISEK-Verfahrens (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) eine Rolle, das 2016/17 abgeschlossen wurde, sowie die Vorschläge des damaligen Beteiligungsverfahrens.

Anfang des Jahres hat Stadtentwicklungssenator Geisel die Wiederaufnahme der Planungen für die Elisabeth-Aue angekündigt und dabei die Zielzahl von zu bauenden Wohnungen mit 5.000 beschrieben. Das lehnen wir ab.

Die Linksfraktion Pankow und DIE LINKE. Pankow schlagen vor, die Debatte nicht auf Zielzahlen zu reduzieren und sich nicht auf eine Größenordnung der Bebauung zu konzentrieren.

Eine derart verkürzte Debatte ist nicht sinnvoll. Vielmehr müssen gemeinsam Ziele für Gestalt und Funktion des geplanten Stadtteils definiert und diejenigen Aufgaben identifiziert werden, die vor dem Wohnungsbau zu bewältigen sind.

Gemeinsam mit anderen Akteur*innen der Kommunalpolitik und der Stadtgesellschaft streben wir eine behutsame Bebauung und eine nachhaltige und ökologische Stadtentwicklung an. Grundsätzlich fordern wir, die Fläche im Zusammenhang mit der Umgebung zu entwickeln. Das betrifft die Ortslage als Teil der Siedlungsachse Pankow-Wandlitz, die Übergangszone zum Stadtrand und die Ergänzung des Ortsteils Französisch-Buchholz.

Die Elisabeth-Aue sollte als moderner Stadtteil mit nach Norden hin abnehmender Geschosshöhe und als Grenze des Geschosswohnungsbaus konzipiert werden. Damit ein lebendiger Stadtteil entsteht, halten wir eine Mischung von Mietwohnungen und Formen des Gemeinschaftswohnens und Kleingewerbe für erstrebenswert. Mit den Flächen der Elisabeth-Aue soll der gemeinwohlorientierte Sektor des Berliner Wohnungsmarktes gestärkt werden.

Besonders nördlich und westlich des geplanten Schulcampus halten wir ein Mischgebiet mit sozialer Infrastruktur für jung und alt, Nahversorgung, Einzelhandel und Kultur für sinnvoll, um einen Anknüpfungspunkt zum angrenzenden Wohngebiet herzustellen, indem ein öffentlicher Stadtraum entsteht, der das Gebiet selbst und den östlichen Bestand versorgt.

Unerlässlich ist es, dass die verkehrliche Erschließung vor oder mit dem Wohnungsbau entwickelt wird. Das Wohngebiet soll autoarm, nur mit der notwendigen Erschließung auf dem Areal, konzipiert werden – dafür muss der Umweltverbund gestärkt werden. Wichtigstes Element sind die Weiterführung der Straßenbahnlinien 50 und M1 bis zu einer gemeinsamen Endstelle Schillingweg/Buchholzer Straße. Das Radwegenetz zu S-Bahnhöfen ist auszubauen und die Radinfrastruktur zu stärken, so sollten auch in Tiefgaragen Stellplätze für Fahrräder geschaffen werden. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) soll im Norden auf dem dafür auszubauenden Schillingweg abzuwickeln – von der Blankenfelder Chaussee bis zur Straße 123 als Stadtstraße mit je einer Richtungsspur. Im Süden erfolgt die MIV-Erschließung über den Rosenthaler Weg, im Osten über die Blankenfelder / Buchholzer Straße.

Wir halten es für zeitgemäß, höchste ökologische Ansprüche zu stellen: Fokussierung auf nachhaltige Baustoffe, Energie/Wärme-Erzeugung vor Ort, Dachflächen-Nutzung für Photovoltaik und Gemeinschaftsgärten sowie begrünte Fassaden. Das Wohngebiet sollte über einen hohen Grünflächenanteil verfügen; zum Naturpark Barnim eine Übergangszone mit Grünanlagen, Klein- und Gemeinschaftsgärten geschaffen werden. An der Bundesstraße 96a sollte durch den Erhalt des Baumbestandes und einen weiteren unbebauten Streifen die Nord-Süd-Kaltluftschneise erhalten bleiben. Entsprechend der gültigen Vorgaben wird das Gebiet als Schwammstadt zu entwickeln sein, dabei sollte die Möglichkeit genutzt werden, den „Graben 5“ im Norden des Areals aufzuwerten.

Auf der Elisabeth-Aue sollte also ein sozial und ökologisch vorbildlicher Stadtteil entstehen, der den Zielen einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung folgt und nicht die Irrtümer des Städtebaus der Vergangenheit wiederholt. Wir stehen dafür bereit, uns gemeinsam mit allen daran interessierten Berliner*innen aktiv und produktiv in die weiteren Planungsprozesse einzubringen, in der festen Überzeugung, dass wir zukunftsfähiges Bauen nicht kommenden Generationen überlassen sollten.