Wenig Straßenbahn, viel U-Bahn: Berliner Nordosten erstickt weiter im Stau und erhält keine attraktiven öffentlichen Verkehrsmittel

Der Senat hat das „Verkehrskonzept“ für den Blankenburger Süden vorgelegt. Dazu erklären Wolfram Kempe, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion in der BVV Pankow, und Kristian Ronneburg, Sprecher für Mobilität der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus:

„Aus Sicht der LINKEN sind die dargelegten Pläne nicht ausreichend für die Entwicklung und Anbindung der im Nordosten geplanten neuen Stadtquartiere, weder werden die neuen Anwohnerinnen und Anwohner rechtzeitig attraktive öffentliche Verkehrsmittel vorfinden noch werden die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner vom Stau erlöst werden. Das „Verkehrskonzept“ verschiebt weiter eine echte Erschließung der Gebiete in die Zukunft.“

Straßenbahn:

„Die Straßenbahnlinie M2 soll künftig über Heinersdorf durch das heutige Gewerbegebiet Heinersdorf in den Blankenburger Süden führen und dort enden. Man verzichtet auf den Anschluss an den S-Bahnhof Blankenburg um die Erholungsanlage Blankenburg zu schonen, schließt aber selbst minimale Eingriffe in die Anlage entlang der Heinersdorfer und der Blankenburger Bahnhofstraße ausdrücklich nicht aus. Wie mit einem solchen „minimalen Eingriff“ ein Anschluss an den S-Bahnhof möglich wäre, hat die BVV Pankow schon 2019 vorgelegt. Ein Verzicht auf die Anbindung des S-Blankenburg an die M2 dürfte erhebliche Auswirkungen auf das Kosten-Nutzenverhältnis der gesamten Verlängerung haben und damit für die Finanzierung des Vorhabens aus Bundesmitteln nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Zusätzlich machen CDU und SPD die Straßenbahnerschließung durch lange Taktung unattraktiv.

Verzichtet man jetzt auf den Bau bis zum Bhf. Blankenburg, verbaut man sich in der Zukunft die Möglichkeit, die Straßenbahn ans Bestandsnetz zu knüpfen. Es fehlen außerdem klare Aussagen zu einem neuen Nordast der Linie 50 zur Erschließung der Neubauvorhaben „Alten Schäferei“ und Gewerbegebiet in Pankow Nord sowie zum Neubau einer Straßenbahnverbindung zwischen Rathaus Pankow, um künftig ab Pankow Kirche die Linie 50 aufzunehmen und zur Osloer Straße zu führen, damit die Berliner Straße entlastet werden kann. Von dort könnte der Weiterbau in weiteren Stufen bis zum U-Bahnhof Turmstraße erfolgen.“

U-Bahn:

„Die Elisabethaue will man zunächst nach längst beschlossenen Plänen mit der Straßenbahn erschließen, und später dann mit der U2, die auch noch zur Alten Schäferei fahren soll. Im letzteren Fall bedeutet das: 6,5 Kilometer U-Bahn statt 1,5 Kilometer Straßenbahn ab Französisch Buchholz Kirche.  Das soll verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern sein? Die Linie U9 soll von Osloer Straße über Pankow Kirche und Heinersdorf nach Blankenburg (Blankenburger Süden) verlängert werden. All das ist mit der Straßenbahn schneller und kosteneffizienter zu erreichen. Im Verkehrsmittelvergleich für die Erschließung des Blankenburger Südens hat die U-Bahn bereits schlecht abgeschnitten. Zudem soll eine U-Bahnstrecke (U10) vom Alexanderplatz unter der Greifswalder Straße / Berliner Allee nach Weißensee entstehen. Es sollte allen klar sein, dass es aufgrund des Parallelverkehrs nie eine U-Bahn und eine Straßenbahn in der Greifswalder Straße/Berliner Allee geben wird. Dementsprechend wird sich eine U-Bahn ihren Weg durch die Stadt schlagen und ihren Platz finden müssen.“

Fazit:

„Bunte Striche auf den Stadtplan zu malen, ist alles andere als ein Konzept. Statt ernsthafte Pläne für neue autoarme Quartiere und eine Entlastung des Nordostens vorzulegen, greifen CDU und SPD tief in die verkehrspolitische Mottenkiste. Statt auf schnelle und effiziente neue Straßenbahnverbindungen und die Herstellung von Netzverbindungen zu setzen, meinen beide Parteien die sich weiter steigenden Verkehrsprobleme in Pankow mit Machbarkeitsstudien für U-Bahnen weiter zu verzögern. Damit binden sie v.a. Personal, das sich mit konkreten und schnellen Verbesserungen befassen könnte. Es stellt sich nun viel mehr die Frage, ob die Koalition damit die Realisierung der Bauvorhaben nicht auf die 2040er Jahre verschoben hat.“