Eingezäunt

Ursprünglich plante die Gesobau Wohnungen auf den grünen Innenhöfen im Schlossparkkiez. Seit langem kämpft die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow für den Erhalt der Höfe. Der Bezirk erarbeitete einen Kompromiss für einen Klima-Bebauungsplan. Doch der Senat zog das Vorhaben an sich. Mittels Sonderbaurecht soll eine Unterkunft für Geflüchtete in ursprünglich geplantem Umfang entstehen.

extraDrei sprach mit Britta Krehl vom Grünen Kiez Pankow.

Wie beschreibst Du den Konflikt?

Gesobau und Senat wollen mit möglichst wenig Geld auf landeseigenen Flächen viele Wohnungen bauen. Die Bedürfnisse der Anwohner*innen werden dabei nicht anerkannt. Wir wollen nicht, dass sich unsere Wohnverhältnisse um 100 Prozent verschlechtern. Der Senat brüskiert Anwohner*innen und den Bezirk, wenn er den gemeinsam im Bezirk erarbeiteten Kompromiss vom Tisch wischt.

Worin besteht dieser Kompromiss?

Der Bebauungsplan sieht eine geringere Bebauung vor, also rund 30 Prozent weniger Wohneinheiten und weniger Flächenversiegelung. Nur 14 statt 66 Bäume müssten gefällt werden.

Die Höfe wurden eingezäunt, ihr habt Mahnwachen organisiert, es gab Gerichtsverfahren. Und jetzt?

Mit uns redet niemand, deswegen wissen wir nichts richtig. Das ist belastend. Über die Umweltverbände wissen wir, dass das Artenschutzkonzept der Gesobau nicht ausreicht. Nach der Stellungnahme der Umweltverbände kann das Bauvorhaben so nicht stattfinden, weil es zu zerstörerisch ist und gegen artenschutzrechtliche Verbote verstoßen würde. Sie empfehlen den im Bezirk erarbeiteten Kompromiss.

Warum lassen sich Senat und Gesobau darauf nicht ein?

Die Gesobau hat viel Geld in die Planung gesteckt. Sie will das Bauvorhaben umsetzen. Genauso wie der Senat, der sich utopische Zielzahlen beim Wohnungsbau gesetzt hat.

Was macht das Bezirksamt derzeit?

Das Bezirksamt prüft die Einwände der Umweltverbände und das überarbeitete Artenschutzkonzept der Gesobau. Ob es eine artenschutzrechtliche Ausnahme erteilen wird, wissen wir nicht.

Wie geht’s bei Eurer Bürgerinitiative weiter?

Wir möchten ein Konzept für einen ökologisch-integrativen und partizipativen Modellkiez erarbeiten. Wir wollen Ideen entwickeln, wie Nachverdichtung gelingen kann, so dass alle - alte und neue Bewohner*innen - etwas davon haben und das Bauvorhaben schnell gelingen kann. Wir wollen gesunde Lebensverhältnisse.

Wieso sind die Höfe noch eingezäunt? Es dürfen doch gerade keine Bäume gefällt werden.

Der Zaun steht seit sieben Monaten mit einem Rund-um-die-Uhr-Wachschutz, Aufenthaltscontainer und Dixie-Klos. Das hat schon eine halbe Million Euro verschlungen. Der Spielplatz kann von den sechs umliegenden Kitas nicht genutzt werden. Im Winter hat der Wachschutz Schneemänner auf der Wiese gebaut. Das haben früher unsere Kinder gemacht. Jetzt sitzt der Wachschutz in der Sonne und wir gucken auf den Zaun. Das ist belastend und nicht angemessen für eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft.


Interview: Sandra Brunner