GroKo Gernegroß

extraDrei

Es gibt immer wieder Dinge, über welche die Zeit einfach hinweggegangen ist. Wer weiß heute noch, was ein Telegramm ist oder ein Telefon mit Wählscheibe, eine Musikkassette oder ein Rechenschieber. Oder was eine richtige GroKo ist. Die Abkürzung bedeutet eigentlich „Große Koalition“ und steht für eine gemeinsame Regierung von Union und SPD mit einer Stimmenzahl, die den Rest des Parlaments marginalisierte. In der ersten Auflage einer solchen Koalition 1966 im Bundestag konnten beide Parteien fast 80 Prozent der Stimmen in die Waagschale werfen.

Auch im alten Westberlin wurden Wahlergebnisse eingefahren, welche die Attribute groß oder Volkspartei durchaus rechtfertigten. Legendär das Wahlergebnis von Willy Brandt 1963, der mit seiner SPD 61,9 Prozent der Stimmen einsammelte und souverän Regierender Bürgermeister wurde.

Die SPD im Jahr 2023 mit Franziska Giffey an der Spitze landete bei der Wiederholungswahl im Februar nur noch bei 18,4 Prozent und ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Gemeinsam mit der CDU (28,2 Prozent) hat die selbsternannte GroKo nur noch sechs Stimmen Mehrheit im Parlament. Doch im Gegensatz zum großen Willy Brandt, dem so ein Satz durchaus zugestanden hätte, konstatierte die frisch abgewählte Regierende Bürgermeisterin kürzlich im ZDF nach der Wahl über sich: „Berlin braucht mich.“ Eine solche Einschätzung hat sie sehr exklusiv. Doch wer weiß, vielleicht hat sie das reale Berliner Wahlergebnis längst auf ganz persönliche Art und Weise zur Kenntnis genommen und konstatiert, dass ihre politische Zukunft doch eher in Brüssel als in diesem merkwürdigen Berlin zu finden sei. Wir dürfen gespannt sein, die Europawahlen sind 2024.


HaSe